Freitag, 28. Dezember 2007

Zeitsprung: 1888 - 2007




Straße in Wowara - Fotograf:Ramseyer, Friedrich August Louis - frühester Zeitpunkt der Aufnahme 1.01.1888, spätester Zeitpunkt 31.12.1908 - aus dem Bildarchiv der Basler Mission




Straße in Wowara: Samstag, 8. Dezember 2007, 12:41:07



Und zum Frühstück gibt's Koko

Ghanaer – so steht es im Reiseführer* – frühstücken ungern: „Wenn, dann bevorzugen sie eher einen Brunch am späten Vormittag, also eine richtige, warme Mahlzeit mit allem drum und dran.“ (S. 191) Diese Aussage trifft im Prinzip sicherlich zu, aber man stößt auch in Ghana auf eine typische Frühstücksangelegenheit: Dabei handelt es sich um Koko, d. h. um Getreidebrei z. B. aus Mais oder Hirse.

Schon beim Mahlen wird das Getreide mit Gewürzen wie rotem Pfeffer (getrockneten Pepperoni), Ingwer usw. gemischt.

Mit Wasser aufgekocht wird der Brei portionsweise in Plastikbeutel gefüllt, aus denen er auch gegessen bzw. getrunken wird. Scheint gewöhnungsbedürftiger als es in der Tat ist, man denke nur an Haferbrei oder Mehlsuppen.










Sonntag, 23. Dezember 2007

Risse






Besuch bei der Evangelical Presbyterian Church in Ho, der Hauptstadt der Volta Region. Hier bewegt man sich historisch auf dem Gebiet der Bremer Mission bzw. der Norddeutschen Missionsgesellschaft.

Auf dem Gelände der Evangelical Presbyterian Church ist unter einem Schutzdach eine kleine 1857 in Stuttgart gegossene Glocke auf einem extra dafür gebauten Sockel ausgestellt. An sich ist die Glocke nutzlos, denn sie hat einen Riss. Aber mit diesem Riss ist eine Geschichte verbunden.

In den um 1867 beginnenden kriegerischen Auseinandersetzungen eroberten die Ashantis Ho. Die Ho-Glocke wurde bei der Zerstörung der Missionsstation1869 vom Häuptling Adu Bufo als Siegestrophäe mitgenommen. Sie wurde lange von Dorf zu Dorf, von Schlacht zu Schlacht getragen, und am 4. September 1871 nach Kumasi, der Hauptstadt der Ashantis, gebracht. Hier wurde sie in den großen Opferbaum gehängt und geläutet, wenn Todesurteile vollstreckt oder Häuptlinge beerdigt wurden.

Die Missionare hatten rechtzeitig in Begleitung der aus der Sklaverei freigekauften Afrikaner die Station verlassen. Die anderen Afrikaner waren schon vorher, ohne die Missionare über die Kriegsgefahr zu informieren, aus der Station verschwunden. Als die Missionare 1874 zurückkehrten, mussten sie feststellen, dass in der Zwischenzeit keiner der christianisierten Ewe seinen Glauben behalten hatte. (Vgl. dazu Alsheimer, Rainer: Bild als missionarisches Traktat. In : Ziehe, Irene; Hägele, Ulrich: Fotografien vom Alltag - Fotografieren als
Alltag, Münster 2004, S. 159 f.)

Einen Riss anderer Art erwähnte der Ghanaer, der uns über das Gelände der ehemaligen Missionsstation führte. Die deutsche Kolonie Togoland wurde nach dem 1. Weltkrieg in einen westlichen Teil, der unter britische Verwaltung kam, und einen östlichen Teil, der französisches Mandatsgebiet wurde, aufgeteilt. Unser Führer bedauerte, dass die Deutschen ihre Kolonie aufgeben mussten, denn dies habe ausgesprochen nachteilige Folgen für den britisch verwalteten Teil gehabt. Mit dieser Ansicht steht er offensichtlich in der Tradition seines Großvaters, der nach 1918 Mitglied im Togobund war. Politisches Ziel des Togobundes war die Vereinigung aller Ewe und die Wiederherstellung der deutschen Kolonialveraltung. Im Togobund organsierten sich vor allem jüngere Mitglieder einer Ewe-Elite. Die Erklärung, die man hierfür auf den Seiten von Wikipedia unter dem Stichwort "Togobund" findet, leuchtet ein: Bei den Mitgliedern des Togobundes handelte "es sich zumeist um deutsch-gebildete Zivilbeamte der ehemaligen Kolonialverwaltung, die ihre Karrieren mit der Teilung Togos nach dem Ersten Weltkrieg unter anderem wegen ungenügender englischer und französischer Sprach- und Rechtskenntnisse gefährdet sahen."
Dieser Riss wurde zur Zeit der Unabhängigkeit Ghanas noch einmal deutlich. In der Volta Region, also dem Gebiet des ehemaligen britischen Mandatsgebiets, wurde in einer Volksabstimmung über den Anschluss an Ghana entschieden. In den südlichen, von den Ewe bewohnten Gebieten, stimmte die Bevölkerung gegen den Anschluss an Ghana. Den Ausschlag für den Anschluss gaben die Stimmen aus dem Norden der Volta Region. Der Ewe-Nationalismus war lange Zeit ein Problem für den jungen Staat Ghana.

Donnerstag, 20. Dezember 2007

Das Rentier als Wappentier der Globalisierung?

















Dass Rentiere, den Schlitten des Weihnachtsmanns ziehen, wird zum ersten Mal in dem Gedicht “A Visit from St. Nicholas” (auch bekannt als "The Night Before Christmas") schriftlich erwähnt. Als Autor gilt Clemente Moore. Das 1823 veröffentlichte Gedicht hat das amerikanische Bild von Santa Claus, angefangen von seiner äußerlichen Erscheinung über den Zeitpunkt seines Erscheinens bis zur Art seines Transportmittels und der Anzahl der Rentiere geprägt.
Der Grund, warum Moore, den Weihnachtsmann mit dem Rentierschlitten kommen lässt, könnte darin liegen, dass Moore als Professor für ostasiatische Sprachen eine Legende der Korjaken in sein Weihnachtsgedicht eingebaut hat:
“Einige nordostsibirische Stämme (die Korjaken, Tschuktschen und Kamtschadalen) verehrten den großen Rentiergeist. Mithilfe von Fliegenpilzen, die als Sud oder in getrocknetem Zustand verzehrt wurden, konnten die Schamanen Kontakt mit diesem Geist aufnehmen. Ein polnischer Kriegsgefangener schilderte 1658 diese Gewohnheit: "(...) Sie essen gewisse Pilze, die wie Fliegenpilze aussehen und davon werden sie schlimmer betrunken als von Wodka, aber für sie ist das das schönste Bankett." Von den halluzinogenen Pilzen berauscht, "schwebte" der Schamane durch das Rauchabzugsloch seiner Hütte in die Welt der Rentiergeister, aus der er Tänze, Geschichten und Lieder als "Geschenke" für sein Volk mitbrachte. Ersetzt man nun den Rauchabzug durch einen Kamin und die Lieder und Tänze durch Barbie und Playmobil, ist man schon ziemlich nah dran am Weihnachtsmann.“

http://www.g-o.de/dossier-detail-196-10.html




Mittwoch, 19. Dezember 2007

Hygiene contra Umwelt?
















Wenn es heiß ist und man ständig schwitzt, hat man Durst und man muss trinken. Bis vor ca. 10 Jahren schöpften Wasserverkäuferinnen und –verkäufer das Wasser mit einer Tasse aus ihren Eimern. Dann wurde diese Praxis aus hygienischen Gründen verboten. Seitdem darf Wasser auf der Straße nur noch in Plastikbeuteln, in so genannten „Sachets“ (frz. = Sack) verkauft werden. Wer einigermaßen sicher sein will, dass das abgefüllte Wasser auch den hygienischen Anforderungen entspricht, hält sich dabei an „Markenwasser“ („Don’t Say Water, Say Voltic“). Damit ist vielleicht der Hygiene, aber nicht der Umwelt insgesamt gedient. Wenn man sich ein Sachet gekauft hat, beißt man eine Ecke ab, trinkt das Wasser und wirft den leeren Plastikbeutel irgendwo in die Gegend. Und so sieht die Gegend dann aus. Überall liegen leere Plastikbeutel herum. Wenn man sie nicht sieht, riecht man sie, denn dort, wo der Müll zusammengekehrt wird, wird er zumeist an Ort und Stelle verbrannt. Zwar gibt es z. B. in der Industriestadt Tema ein Recyclinganlage, doch diese ist nur zu 30% ausgelastet. Während Ghanas Städte in Plastikmüll ertrinken, importiert man daher, um die Produktionskapazität auszulasten, Müll aus Nigeria. Ob Schulprojekte, die mit dem Ziel gestartet wurden,„to educate and encourage schoolchildren to adopt the culture of recycling“, Abhilfe schaffen werden, bleibt fraglich. Ganz offensichtlich gibt es bisher keine ausreichenden finanziellen Anreize zum gezielten Sammeln von Platikmüll (vgl. Daily Graphic vom 06.12.07, S. 45 )
Ghana lässt sich aber nicht auf Probleme mit Plastikmüll reduzieren, wie Impressionen aus der Boomtown Accra deutlich machen.

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Kenkey, Pepper & Fish















Kenkey ist eines der beliebtesten Essen im Süden Ghanas. Zu Kenkey gibt es Pepper und getrockenten bzw. geräucherten Fisch. Am bekanntesten sind Ga- und Fanti-Kenkey. Ga-Kenkey wird mit Salz zubereitet und in Maisblätter gewickelt, während Fanti-Kenkey ohne Salz zubereitet und in Planteenblätter gewickelt wird, die durch ihre Bitterstoffe dem Kenkey einen besonderen Geschmack geben. Zu Kenkey gehört aber Pepper und wenn möglich Fisch.
Wie man im Video sehen kann, ist die Zubereitung von Pepper schnell und unkompliziert!
Mehr über "Food in Ghana" erfährt man hier!


„…it is always too much of a headache when I show up at home anyway.“











“Abgesehen von unserer eigenen Familie, die im ganzen aus etwas vierzehn Mitgliedern bestand, schienen sich bei uns immer auch noch Verwandte aufzuhalten, so daß unser Haus stets voll von Menschen war. Es ist bei den Afrikanern Brauch, dass jedes beliebige Mitglied der Verwandtschaft, so entfernt diese auch sein mag, sich zu jeder Zeit in deinem Haus einfinden und so lange unter deinem Dache aufhalten kann, wie es ihm passt. Kein Mensch fragt, wann jemand angekommen ist, wie lange er bleiben will und wann er wieder abzureisen gedenkt. Mit dieser Gastfreundschaft wird manchmal großer Missbrauch getrieben, denn wenn irgendein Mitglied der Familie Erfolg hat, so findet er gewöhnlich sein Haus bis zur Grenze seiner Fassungsfähigkeit angefüllt mit Männern und Frauen, die sich auf irgendein entferntes Verwandtschaftsverhältnis berufen und geneigt sind, auf seine Kosen zu leben, bis das Geld zu Ende ist.“
(Kwame Nkrumah: Schwarze Fanfare, München 1958, S. 20)


“Irgendwie bereitete es mit immer Kopfschmerzen, wenn ich mich zu Hause zeige.“
„Deine Eltern?“
„Nein. Die Großfamilie. Irgendeiner taucht immer auf, weil er irgendetwas braucht. Sie erscheinen schon bei Tagesanbruch, angeblich kommen sie, um dich zu begrüßen. Bevor du dich umsiehst, erzählen sie dir, dass sie deine Hilfe brauchen, weil es um einen Arbeitsplatz in der Stadt für ihren Sohn, der gerade die Schule abgeschlossen habe, geht. Mit Schulabschluss meinen sie dann die 4. Klasse. Und es geht immer um einen Bürojob, wenn es irgendwie geht im Öffentlichen Dienst. Sie nennen es einen Regierungsjob. Sie verstehen es einfach nicht, wenn man ihnen zu erklären versucht, dass selbst Universitätsabsolventen ohne Anstellung auf der Straße liegen.“

(Übersetzt nach Amma Darko: Not without Flowers, Sub-Saharan Publishers, Accra 2007, S. 212)

Andererseits erhält der Besucher aus der Stadt natürlich Gegengeschenke. Unter den gegebenen Umständen kann es sich dabei nur um Produkte aus der eigenen Landwirtschaft handeln.