Donnerstag, 29. November 2007

„Exeter Corned Beef“ oder warum Sylv von seiner Tante erpresst werden kann!


Sylv, Moderator einer erfolgreichen Radiosendung, lebt in Accra. Sein Appartement teilt er mit seinem Hund „Let-them-say“. Den Hund hatte er irgendwann verwahrlost und verletzt am Straßenrand aufgelesen. Zum ersten „Geburtstag“, d.h. zum ersten Jahrestag ihres Zusammenlebens, hatte Sylv seinem Hund eine Dose „Exeter Corned Beef“ zum Fressen gegeben.


Ausgerechnet an diesem Tag hatte ihm seine Tante wieder einmal unerwartet, uneingeladen und unerwünscht einen Besuch abgestattet. Corned Beef und dazu Exeter Corned Beef an einen Hund zu verfüttern, überstieg ihr Fassungsvermögen:


„Exeter Corned Beef für einen hinkenden Hund mit einer kaputten Hüfte? Sylv! Wenn Du schon so etwas Abscheuliches tust und Deinen Hund mit Corned Beef fütterst, hättest Du dann nicht wenigstens irgendeines dieser namenlosen Produkte nehmen können, von denen man nicht weiß, wo sie herkommen. Musste es Exeter sein? Selbst ich, Deine liebe Tante, frag mich, wie oft ich im Jahr Corned Beef essen kann. Schau Sylv, Du arbeitest doch bei einer populären Radiostation. Viele Menschen hören Dir zu. Warum lädst Du die Leute nicht mal in unser Dorf ein, damit sie sich selbst umsehen können. Wenn sie Glück haben, dann finden sie mehr als fünf Kinder, die wissen wie das billigste Corned Beef schmeckt, ganz zu schweigen von Exeter. Und Du sitzt hier rum und verfütterst so etwas an Deinen lahmen Hund.“


Seit diesem Tag war Sylv erpressbar geworden. Wenn seine Tante ihn unerwartet, uneingeladen und unerwünscht besuchte, waren diese Besuche immer mit Bitten und Forderungen an ihn verbunden. Falls Sylv nicht sofort positiv reagierte, kam unweigerlich die Sache mit dem Corned Beef zur Sprache. Was glaube er wohl, wie es um sein Ansehen in seinem Heimatdorf bestellt sei, wenn die Leute erfahren würden, dass er Corned Beef – etwas das die Kinder in dem Dorf noch nie gegessen hätten - an seinen Hund verfütterte?



(Amma Darko: Not without Flowers, Sub-Saharan Publishers, Accra 2007, S. 223 f.)

Mittwoch, 28. November 2007

Hair is the crown of a woman’s beauty!



“Her hair had looked exquisitely fresh, as if she had just emerged from a salon; hair, which was the crown of a woman’s beauty.”


(Amma Darko: Not without flowers, Sub-Saharan Publishers, Accra 2007, S. 208)

Montag, 26. November 2007

Im Zweifelsfall, Prophet werden!

In Amma Darkos Roman „Not without Flowers“ spielt u. a. der selbst ernannte Prophet Abednego eine Rolle. Es geht um einen jungen Mann, der sein heimatliches Dorf verlässt, um in Accra sein Glück zu suchen.

Nach mehr oder weniger gescheiterten Versuchen, in Accras Schattenwirtschaft als Straßenhändler Fuß zu fassen, entdeckte er seine wahre Berufung. Raja, so nennt er sich zu diesem Zeitpunkt, wird von Preacherman, einem der vielen Prediger, angestellt, um aufzupassen, dass die Zuhörer spenden und sich nicht etwa aus den Spenden selbst bedienen. Dies gibt ihm Gelegenheit den Prediger und seine Technik intensiv zu studieren. Er achtet auf alles, auf die Handbewegungen und die Stellung der Füße, aber auch darauf, wie und wann der Prediger die Tonlage seiner Stimme variiert.

„Immer wenn er Zeit hatte, ging Raja zum Meer, lief den Strand auf und ab und übte sich in der Kunst, feurig zu beten und zu predigen. Eines Tages, nachdem er noch einmal zum letzten Mal am Strand geübt hatte, bescheinigte er sich selbst, dass er nun qualifiziert genug sei, um auf eigene Rechnung als Straßenprediger zu arbeiten … Im Unterschied zu Preacherman verlegte Raja seine Gottesdienste aus dem Zentrum Accras in die Außenbezirke. Er trat auf den vielen kleinen Märkten auf, die dort im Entstehen waren. Die Frauen auf diesen Märkten waren für Rajas Auftritte, der sie mit seinem Gebeten elektrifizierte, besonders empfänglich. Im Gegensatz zu ihren Kolleginnen in Zentrum Accras war es neu für sie, dass jemand so hingebungsvoll und feurig für den Erfolg ihrer Geschäfte betete. Im Vergleich zu den Einnahmen, die Preacherman rund um den Rawlings Park erzielte, war das Geld, das Raja auf den kleinen Vorortmärkten einsammelte, nichts um darüber nach Hause zu berichten. Aber Raja, bei seinen Auftritten jetzt der Prophet Abdegnos, wusste, es kam darauf an, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten. Er wusste, eines Tages würde die Gelegenheit kommen, eine Schar Gläubiger um sich zu versammeln und seine Botschaft an einem festen Ort zu verbreiten.“

Freitag, 23. November 2007

Home Call













Bei „Home Call“ geht es in Ghana nicht ums Telefonieren, sondern um Todesanzeigen. Neben dem „Home Call“ und dem „Final Home Call“ findet man als Überschrift über Todesanzeigen noch häufig „Celebration of Life“ oder „Call to Glory“. Todesanzeigen werden vor allem im Wohnumfeld des Verstorbenen öffentlich plakatiert. In der Oberschicht werden Todesanzeigen mit dem genauen Ablauf der Trauerfeierlichkeiten und dem Hinweis auf die gewünschte Kleidung der Trauergäste (schwarz und rot, schwarz oder auch weiß) auch in der Zeitung veröffentlicht. Die Namen der trauernden Familienangehörigen werden meisten durch die Angabe ihrer beruflichen Position und ihres Wohnortes ergänzt, so dass damit gleichzeitig der soziale Status der Familie markiert wird.


Die Anzeigen, in denen an „runden Daten“ an die Verstorbenen erinnert wird, machen deutlich, dass die Verstorbenen weiterhin als Teil der Familie „erlebt“ werden. Wesentlicher Bestandteil eines Beerdigungsgottesdienstes (im städtischen Bereich) ist das „Reading of Tributes“. Hier werden von Verwandten und Vertretern von Organisationen, Vereinen usw. die Verdienste der Verstorbenen noch einmal ausführlich in Erinnerung gerufen. Dieser Teil des Beerdigungsgottesdienstes heißt mit gutem Recht „Reading“, weil die Texte schon gedruckt in einem „Funeral Book“ vorliegen, von dem jeder Besucher des Gottesdienstes ein Exemplar erhält. Ein solches Funeral Book enthält darüber hinaus Bilder aus den verschiedenen Lebensabschnitten der Verstorbenen, eine ausführliche Biografie und natürlich den gesamten Ablauf des Beerdigungsgottesdienstes. Während des Verlesens der „Tributes“ defiliert die gesamte Trauergemeinde, Bank für Bank, an dem offenen Sarg vorbei, um sich von der Verstorbenen zu verabschieden.




In Ghana ist es ganz wichtig, dass möglichst alle Verwandten – und dies umfasst nach den hier geltenden Verwandschaftsvorstellungen eine Vielzahl von Menschen – an der Beerdigung teilnehmen können. Da die Anreise von Verwandten – z. B. aus den USA – nicht von einem Tag zum anderen zu bewerkstelligen ist, kann sich daher der Termin einer Beerdigung sehr weit hinauszögern. Da die Kühlräume in den Krankenhäusern nicht ausreichen, um die Leiche manchmal bis zu einem Jahr und darüber hinaus zu konservieren, gibt es entsprechende private Unternehmen, die sich auf Kühlhäuser für Leichen spezialisiert haben und damit viel Geld verdienen. (Müssen aber auch bei dem häufigen Stromausfall in Notstromaggregate investieren!)





In der „Ghanaian Times“ vom 2.11.07 wurde in einem Leserbrief, heftige Kritik an den unsinnig hohen Ausgaben für Beerdigungen geübt. Ein nicht unwesentlicher Teil dieser Ausgaben kann durch die Langzeit Aufbewahrung der Leichen entstehen. Weiterhin sind die Vorbereitung für die Trauerfeier, mit der Planung und Ausgestaltung des Gottesdienstes nicht zu Ende, sondern zur Trauerfeier gehört auch die Bewirtung. (Catering Service samt Partyzelten und Bestuhlung ist ein einträgliches Geschäft in Ghana!) Hinzu kommt noch, dass Familien, die etwas auf sich halten, vor der Beerdigungsfeier erst einmal das Haus des Verstorbenen renovieren. Der bereits zitierte, vernunftgetriebene Leserbriefschreiber gibt zu bedenken, man würde vielleicht eher im Sinne der Verstorbenen handeln, wenn man dieses Geld z. B. für die Ausbildung der Kinder des Verstorbenen zur Verfügung stellen würde. Ironisch fügt er an, mancher Verstorbene habe sicherlich während seiner Lebzeit in manchen Situationen vergeblich auf ein vergleichbares finanzielles Engagement der Verwandtschaft zu seinen Gunsten gewartet. Sehr vernünftig, was da Herr Isaiah Adzigdie schreibt. Da er wohl selbst am besten weiß, dass er mit seinen Empfehlungen an der gesellschaftlichen Realität vorbeigeht, fordert er auch gleich ein Gesetz zur Beschränkung der Ausgaben für Beerdigungen!

Donnerstag, 22. November 2007

We should rid our minds of the dependency syndrome









Am 14. Oktober 2007 veröffentlichte die Sunday Times ein Interview mit dem 79jährigen Nobelpreisträger James D. Watson, in dem dieser die Afrikaner als biologisch minderwertig einstufte. Watson hatte zusammen mit Crick 1953 durch die Entdeckung der DNA-Struktur Wissenschaftsgeschichte geschrieben. 1962 erhielten die beiden Wissenschaftler für diese Entdeckung den Nobelpreis. Es ist nicht das erste Mal, dass der Nobelpreisträger Watson durch exzentrische Äußerungen auf sich aufmerksam macht.

In dem Interview mit der Sunday Times erklärt der Nobelpreisträger, dass die westliche Politik gegenüber afrikanischen Staaten auf der falschen Annahme beruhe, die Afrikaner seine genau so intelligent wie ihre europäischen Kooperationspartner. Tests hätten das Gegenteil bewiesen. Er gehe davon, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre die Gene entdeckt würden, die für Intelligenzunterschiede zwischen den Rassen verantwortlich sind.
Es ist nicht erstaunlich, dass die Äußerungen Watsons und die dadurch ausgelöste Debatte auch in ghanaischen Zeitungen ein Echo fanden. Erstaunlich ist jedoch, wie zumindest in drei ausführlichen Beiträge in der Daily Graphic, mit dem Thema umgegangen wurde.
Man verwendet im Prinzip keine Anstrengungen darauf, Watson zu widerlegen. So tauchen z. B. Hinweise auf schwarze Politiker wie Kofi Annan, Condoleeza Rice oder Colin Powell und ihre Leistungen nur am Rande auf. Man wendet sich vielmehr schnell der Frage zu, wie es zu erklären ist, dass die Äußerungen eines alt gewordenen Nobelpreisträger über die biologische Minderwertigkeit der „schwarzen Rasse“ überhaupt Gegenstand ernsthafter Diskussionen werden kann. An die Stelle rassistischer Vorurteile gegenüber Chinesen, Japanern oder Indern sei inzwischen der Respekt vor den Mitkonkurrenten auf dem Weltmarkt getreten.
Und hier setzen die Kommentare mit einer ausgesprochen kritischen Selbstanalyse an. Afrika stehe nur dann auf dem ersten Platz, wenn es um negative Meldungen gehe. Hier gäbe es die ärmsten und die am schlechtesten ernährten Menschen. Alle Krankheiten, durch die die Menschheit heimgesucht werden, fänden ihre weiteste Verbreitung in Afrika. Auch bei der Quote der Analphabeten läge Afrika auf Platz eins. All das stehe im krassen Widerspruch zum Reichtum an natürlichen Ressourcen, durch den sich der Kontinent auszeichne. Man könne sogar die Ansicht vertreten, Mutter Natur habe es mit Afrika im Vergleich zu anderen Regionen der Welt besonders gut gemeint.
Irgendetwas sei also in der Entwicklung Afrikas schief gelaufen. Bei der Suche nach Gründen für diese Entwicklung müsse man aufhören, nur in der Vergangenheit zu leben, d. h. auf Kolonialismus und Sklaverei zu verweisen. Zumal es letztlich nicht die Europäer waren, die sich die Mühe machten, auf Sklavenjagd zu gehen.
Ausdruck der Fehlentwicklung sei der tiefe Minderwertigkeitskomplex der Afrikaner gegenüber den Industrienationen. Dieses Gefühl der Unterlegenheit zeige sich in allen Lebensbereichen. Mit dem Selbstwertgefühl sei es wohl nicht weit her, wenn man einen dreiteiligen dunklen Anzug in der tropischen Hitze Afrikas für ein Symbol der Modernität halte. Afrikanische Fußballteams fühlen sich ihren Gegner nur gewachsen, wenn sie durch einen weißen Trainer betreut würden. Und da der neue Amtssitz des ghanaischen Präsidenten etwas Besonderes werden müsse, werde er von indischen Architekten gebaut.
An dem mangelnden Selbstbewusstsein seien nicht zuletzt die politischen Eliten schuld, die nur an Zuwendungen und Almosen aus den Industriestaaten interessiert seien – und dies letztlich zu ihrer persönlichen Bereicherung. Abgesehen von Kwame Nkrumah, Julius Nyrere und Nelson Mandela habe kein afrikanischer Führer ernsthaft versucht, seinem Volk Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit zu vermitteln. „And since our leaders are a reflection of our society and, in fact, they mirror us, anybody who sees through the behaviour of our leaders might be tempted to conclude that all of us have low self-esteem and by extension are less intelligent.“ (M. Attah, 5.11.07 S. 23)
Respekt von anderen könne man nur erwarten, wenn man sich selbst respektiere:
„Only Ghanaians can develop Ghana and make it prosperous and proud. It is the same for other African countries. We have to emancipate the mind, regain our self-confidence and do things for ourselves. Only then can we successfully confront the painful fact that at the moment we are far behind in the march of man. And the fault is not in our stars or genes. We have imposed an inferiority complex on ourselves. We should rid our minds of the dependency syndrome.” (K.B. Asante 5.11.07, S. 7)

Donnerstag, 15. November 2007

Einzelhändler sehen ihre Existenz durch chinesische Geschäftsleute bedroht



DAILY GRAPHIC berichtet am 15. November über die Protestmärsche von ghanaischen Einzelhändlern im Zentrum Accras. („Retailer“ müsste hier wohl realistischerweise mit „Kleinhändlern“ übersetzt werden.) Die Ghanaischen Kleinhändler sehen ihre Existenz durch ausländische Geschäftsleute, vor allem durch Chinesen, bedroht. Die Demonstranten führten Plakate mit Parolen wie „No to foreign domination in retail trade“, „Foreigners stop taking our jobs“ and „Ghana wants investors who will open factories“ mit sich.

Die bisherigen gesetzlichen Bestimmungen für ausländische Investoren im Groß- und Einzelhandel sehen eine Mindestsumme von 300.000 $ und die Beschäftigung von mindestens 10 Angestellten vor. Diese Bestimmungen würden ständig missachtet, so beschäftigten die Ausländer anstelle von Ghanaern Familienangehörige und Verwandte. Um den Einzelhandelssektor vor der Übernahme durch Ausländer zu schützen, sei eine Erhöhung der Investitionssumme auf 1 Millionen $ und die Beschäftigung von mindestens 25 Angestellten notwendig. Ghanaische Geschäftsleute könnten in diesem Wettbewerb auch aufgrund der ungleichen Kreditbedingungen nicht mithalten. Während die chinesischen Geschäftsleute bei chinesischen Banken nur 7.5 % Zinsen bezahlen müssten, lägen die Zinsen für ghanaische Geschäftsleute bei bis zu 25%. Sprecher der Einzelhändler erklärten, es ginge bei den Protesten nicht um Fremdfeindlichkeit, sondern sich richteten sich einzig und allein gegen unfaire Wettbewerbsbedingungen. Das zuständige Handelsministerium kündigte verschärfte Kontrollen bei ausländischen Geschäftsleuten an.

Eigener Kommentar: Gegen die Effizienz chinesischer Geschäftsleute dürften die wenigstens ghanaischen Kleinhändler eine Chance haben! (Die im Post "Von Accra nach Rangoon und zurück" erwähnten "Accra Riots" von 1948 richteten sich nicht zuletzt gegen die syrischen und libanesische Händler, die damals den Einzelhandel dominierten!)

Mittwoch, 14. November 2007

Präsident Mugabe und der Westen – aus der Sicht eines Ghanaers



Wenn in deutschen Medien von Mugabe und Zimbabwe die Rede ist, dann wird darauf verwiesen, dass er sein Land politisch und wirtschaft isoliert habe. Wirtschaftlich habe er sein Land vor allem durch die 1992 in Kraft getretene Bodenreform, bei der 5 Millionen Hektar Land im Besitz weißer Siedler entschädigungslos an schwarze Farmer verteilt werden sollten, ruiniert. 2ooo wäre es zur illegalen Besetzung von mehr als 1000 Farmen gekommen. Breiten Raum nimmt die Berichterstattung über Menschenrechtsverletzungen und Repressalien gegen kritische Medien und die unabhängige Justiz sowie über die manipulierten Präsidentschaftswahlen von 2002 ein.

Eine andere Sicht auf die Situation Zimbabwes und die Rolle Mugabes findet man in einem redaktionellen Beitrag, der unter der Überschrift „President Robert Mugabe, the lone voice crying in the bush“ am 14.11.2007 in der Tageszeitung Daily Graphic erschien.

Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Landes seien eine Folge der illegalen Sanktionen, die die USA und Großbritannien gegen das Land verhängt haben. Es sei ein Problem aller afrikanischen Länder, wenn ein afrikanisches nach über 100 Jahren Unterdrückung daran gehindert werde, seine Unabhängigkeit ernsthaft durchzusetzen. Die 53 Mitglieder der Afrikanischen Union würden einfach zusehen, wie Zimbabwe im Würgegriff der westlichen Staaten ersticke. Dabei sah abzusehen, dass Namibia, Südafrika oder auch Mozambique – also Staaten, in den ebenfalls noch bis zu 80 % des Landes im Besitz der weißen Minderheit seien – als nächste unter westlichen Druck gerieten.

Die verhängten Sanktionen stünden in keinem Verhältnis zu dem Vorwurf von Menschrechtsverletzungen. Es gäbe genug Länder in der Welt, deren Menschenrechtsbilanz schlechter als die Zimbabwes aussehe. Man müsse sich nur den „Human Rights Watch’s World Report 2007“ ansehen. Warum gebe es nur Druck auf Mugabe und nicht alle die anderen Länder, in denen ebenfalls die Opposition unterdrückt und Wahlen manipuliert würden. Die Antwort läge auf der Hand. Der Westen wolle Mugabe stürzen, weil er dabei sei, wirtschaftliche Dominanz der weißen Minderheit in seinem Land zu beseitigen. Wenn es tatsächlich um Wahlbetrug ginge, wo bleiben dann die Sanktionen gegen Nigeria, einen der größten Erdölproduzenten der Welt? Die Wahlen dort, hätten nach übereinstimmender Meinung aller Beobachter, nicht demokratischen Regeln entsprochen. Der Nigerianische Präsident würde aber auf den G8-Treffen von den westlichen Staatsoberhäuptern hofiert. In Wirklichkeit gehe es nicht um Demokratie, Menschenrechtsverletzungen, Pressefreiheit usw., sondern letztlich nur um das Schicksal der weißen Farmer in Zimbabwe.

Es sei höchste Zeit, dass die Afrikanische Union sich geschlossen auf die Seite Mugabe stelle: „Zimbabwe is a test case for all the independence states in Africa most of whom are celebrating their 40th and 50th birth dates. So let us show the imperialist and neo-colonialist that the days of cololialism are gone for good and any attempt to recolonise any part of Africa shall fail and fail woefully. With this the West would show respect to Africa and be les arrogant in its dealings with our continent and people.”

Montag, 12. November 2007

Missionsgeschichte - nichts für Hypochonder





















Der ständige Wechsel zwischen tiefgekühlten Räumen und 30 Grad Außentemperatur führt nahezu unweigerlich zu Erkältungen. Zumindest auf dem Höhepunkt einer solchen Erkältung – es könnte ja immer auch etwas Schlimmeres sein – sollte man als Hypochonder nichts über die Geschichte der christlichen Mission in Ghana lesen. In dem entsprechenden Abschnitt einer kurz gefassten Geschichte Ghanas heißt es: „Ohne Zweifel war das größte Problem mit dem sich die Missionare konfrontiert sahen, der Verlust an Menschenleben aufgrund des unfreundlichen tropischen Klimas und den damit verbundenen Krankheiten, vor allem der Malaria. Die ersten vier Basler Missionare starben alle in einem Zeitraum von nur drei Jahren.“ Abzuraten ist daher auch von einem Besuch des immer noch existierenden Baseler Missionsfriedhof im Stadtteil Osu. Dort, wo man auf dem von Unkraut überwucherten Gelände noch Grabsteine findet, handelt es sich zumeist um die Gräber von Menschen, die sehr jung gestorben sind. Wenn man den Zustand des Friedhofs – insbesondere des alten Teils – sieht, fragt man sich – egal wie man zur Geschichte der Mission in Ghana stehen mag – ob die Basler Mission und die protestantischen Kirchen eigentlich sehr respektvoll mit dem Andenken an die Menschen umgehen, die ihre Arbeit mit dem Einsatz ihres Lebens bezahlt haben.

Donnerstag, 8. November 2007

Andere Länder – rauere (Presse-)Sitten



Auffällig an der Berichterstattung in Ghanaischen Tageszeitungen ist, dass es offensichtlich nicht so etwas wie eine Unschuldvermutung gibt. Über Beschuldigte wird mit Bild, Angaben von persönlichen Daten und möglichst allen Einzelheiten der ihnen zu Last gelegten Taten berichtet. Dies betrifft nicht nur Ausländer, sondern hierfür findet man beinahe täglich aus allen Bereichen Beispiele in den Zeitungen. Wer so über mehrere Tage Gegenstand der Berichterstattung war, hat wohl auch nach einem Freispruch größte Schwierigkeiten sich wieder normal in der Gesellschaft zu bewegen. Von Vorverurteilung zu sprechen, ist fast untertrieben.




Zu dieser Art der Berichterstattung passt es, dass Tote – gleichgültig, ob es sich um Mord- oder Unfallopfer handelt – kein Recht mehr auf Persönlichkeitsschutz haben. Um so deutlicher die Personen zu erkennen sind, desto besser für den Bericht?

Vorsicht beim Hemdenkauf




















Man kauft sich ein Hemd. Afrikanisch weit und bequem. Bei der Hitze und Luftfeuchtigkeit praktischer und angenehmer als die engen europäischen Hemden und T-Shirts. Man achtet auch auf Farbe und Muster. Denn bestimmte Farben und Muster sollte man Menschen mit dunkler Haut überlassen. Man hat das Hemd gefunden – dabei aber die Botschaft übersehen, die man jetzt öffentlich mit sich herumträgt.

Bei meinem ersten Auftritt mit dem neuen Hemd komme ich gleich mit einem Baptistenprediger in ein angeregtes Gespräch. Zufall? Bei meinem zweiten Auftritt mit Hemd höre ich Kommentare über das schöne Hemd und jemand kommt begeistert auf mich zu und schenkt mir eine Postkarte. Die Postkarte zeigt dasselbe Symbol, das auch auf meinem Hemd zu sehen ist.
In Akan heißt dieses Symbol „Gye Nyame“. Die englische Übersetzung „Except God“, also frei ins Deutsche übertragen „Neben Gott zählt nichts“. Gye Nyame gilt als Symbol für die Allmacht und Unsterblichkeit Gottes. Für einen „bekennenden Agnostiker“ eine etwas befremdliche Parole, aber sicherlich von einer gewissen Attraktivität für Baptistenprediger.
Wenn man sich schon etwas länger in Ghana aufhält – und sich angeblich für die Landeskultur interessiert – sollte man schon einmal etwas von den Adinkra-Symbolen gehört haben. In
Wikipedia findet man eine entsprechende Erläuterung: „Adinkra (selten auch Andinkra) ist die Bezeichnung der in Ghana verwendeten Symbolsprache. Diese wird traditionell in allen Bereichen des Lebens, auf Kleidung, auf Hauswänden, Töpferware und Holzwaren verwendet. Heute werden auch immer mehr Adinkra Symbole als Logo von Unternehmen eingesetzt. Den Ursprung hat diese Symbolsprache in Ghana in der dort dominierenden Volksgruppe der Ashanti in der Ashanti Region.“

In Begleitinformationen zu einer Adinkra-Ausstellung heißt es: „Die ghanaische Kultur ist in erster Linie eine Kultur der Symbolik. ...Die Adinkra-Symbole sind in der Regel Abstraktionen von Sprichwörtern und Redensarten. Traditionell dienen sie als Warnung, Ermutigung und Rat für den fehlbaren Menschen.“ Jedes Adinkra-Symbol steht für ein Wort, einen Satz, ein geschichtlich bedeutsames Ereignis, ein Sprichwort oder Tiere oder Pflanzen.

Vor dem nächsten Hemdenkauf drucke ich mir also aus dem Internet eine Liste mit Adinkra-Symbolen aus. Denn möchte ich vielleicht mit der Botschaft herumlaufen: „ Du bist der Sklave dessen, dessen Handfesseln du trägst!"?
Und eigentlich muss man gar kein besonderes Interesse für die Landeskultur aufbringen, sondern nur genauer Hinsehen, denn dann müsste einem überall das Symbol "Gye Nyame" ins Auge springen, weil es im Zusammenhang mit den 50-Jahrfeiern der Unabhängigkeit - innerhalb in der Null der Zahl 50 - überall auftaucht.

Donnerstag, 1. November 2007

Versöhnung auf Geldscheinen?
































Im Juli 2007 wurden in Ghana neue Geldscheine und Münzen eingeführt, die im Unterschied zu den in einer Übergangszeit noch gültigen alten Cedi-Scheinen als Ghana Cedis bezeichnet werden. 10.000 alten Cedis entspricht ein neuer Ghana Cedi.


Cedi, Name einer Währungseinheit in Ghana seit dem 19. Juli 1965. Der Name ist abgeleitet von dem Wort "sedie" (Kauri), dem von den Küstenstämmen benutzten vormünzlichen Kaurigeld. 1 Cedi = 100 Pesewas.


Mit der Einführung der neuen Banknoten und Münze war keine Abwertung oder Währungsreform verbunden. Ziel war es lediglich den Umlauf an Geldscheinen und Münzen zu reduzieren. Tauschte man vor dem Juli 2007 z. B. 100 Euro ein, so erhielt dafür je nach Tageskurs 1.300 000 Cedis. Zum Transport einer derartigen Summe, wurde sie z.B. 5.000 und 10.000 Scheinen ausgezahlt, benötigte man schon eine größere Plastiktüte. Das Ganze wird überschaubarer, wenn man heute für den gleichen Euro-Betrag 140 Ghana Cedis erhält - selbst, wenn dieser Betrag in 1 Cedi-Scheinen ausgezahlt wird.

Auf den Geldscheinen ist auf der einen Seite jeweils ein Gebäude bzw. Bauwerk von nationaler Bedeutung abgebildet – auf dem 1 Cedi-Schein ist z. B. der Volta-Staudamm zu sehen. Auf der einen Seite ist auf allen Geldscheinen der Independance Arch mit der Staatsdevise „Justice and Freedom“ abgebildet. In der rechten oberen Ecke sind die Porträts der so genannten „Big Six“ angeordnet. Bei den „Big Six“ handelt es sich um Kwame Nkrumah, E. Obetsebi-Lamptey, W. Ofori Atta, J. B. Danquah, A. Ako Adjei und E. Akuffo Addodie, also um Politiker, die eine führende Rolle im Kampf um die Unabhängigkeit Ghanas gespielt haben (Zu der Darstellung der Personen auf den Geldscheinen siehe die das Bild unter Flickr. Mauszeiger über die Kästen bewegen!). So friedlich vereint, wie die „Big Six“ hier für ein wichtiges Kapitel der Geschichte Ghanas stehen, waren sie in der politischen Realität jedoch nicht. Mit Ausnahme Nkrumahs handelt es sich um Politiker, die 1949 maßgeblich an der Gründung der United Gold Coast Convention (UGCC) beteiligt waren. Die UGCC war eine politische Sammelbewegung – vor allem von Rechtsanwälten und Geschäftsleute. Während die Briten nach dem Konzept der Indirect Rule versuchten, ihre Position durch die Einbeziehung der traditionellen Herrscher abzusichern, trat die United Gold Coast Convention für eine stärkere Beteilung der einheimischen Bevölkerung über Repräsentanten, die aus Wahlen hervorgegangen waren, ein.

Nkrumah, der sich nach einem 10jährigen USA-Aufenthalt 1946 in London aufhielt, kehrte nach Ghana zurück, als im der Posten eines Generalssekretärs der United Gold Coast Convention angeboten wurden. Sehr schnell kam es jedoch zum politischen Zerwürfnis. Nkrumah gründete 1949 die Convention People’s Party (CPP). Während die Politik der UGCC darauf ausgerichtet schrittweise größere Mitbestimmung zu erlangen, trat Nkrumah und seine Partei für „Self Government NOW“, also den unbedingten Kampf für die Unabhängigkeit ein. Nkrumah, der in den USA mit marxistischen Theoretikern, aber auch mit Vorkämpfern der schwarzen Bürgerrechtsbewegung Kontakt gehabt hatte, verfolgte auch ein anderes politisches Konzept für die Zeit nach der Unabhängigkeit. Er wollte nicht, das Unabhängigkeit nur den Austausch der ausländischen gegen einheimische Kapitalisten bedeutete. Da Nkrumah mit seiner Partei die Wahlen vor und nach der Unabhängigkeit mit großer Mehrheit gewann, erhielt er auch das Mandat für die Durchsetzung dieser Politik. Damit geriet er in immer größeren Gegensatz zu den Politikern der UGCC. So wurd J.B. Danquah 1961 unter dem Vorwurf der Verschwörung verhaftet und starb wie auch E. Obetsebi-Lamptey im Gefängnis. Die Ära Nkrumah endet 1966 mit einem Staatsstreich. Nkrumah starb im Exil in Rumänien. Er wird zuerst im Ausland beerdigt. Erst 1992 wird unter der Rwalings-Regierung ein Mausoleum für den ersten Präsidenten Ghanas in Accra errichtet. Die Gegensätze aus der Zeit des Kampfes um die Unabhängigkeit und die Auseinandersetzung um die einzuschlagende Entwicklung nach der Unabhängigkeit sind bis heute noch in der politischen Diskussion Ghanas zu spüren – auch wenn die Big Six auf den neuen Geldscheinen friedlich vereint sind.