Donnerstag, 29. November 2007

„Exeter Corned Beef“ oder warum Sylv von seiner Tante erpresst werden kann!


Sylv, Moderator einer erfolgreichen Radiosendung, lebt in Accra. Sein Appartement teilt er mit seinem Hund „Let-them-say“. Den Hund hatte er irgendwann verwahrlost und verletzt am Straßenrand aufgelesen. Zum ersten „Geburtstag“, d.h. zum ersten Jahrestag ihres Zusammenlebens, hatte Sylv seinem Hund eine Dose „Exeter Corned Beef“ zum Fressen gegeben.


Ausgerechnet an diesem Tag hatte ihm seine Tante wieder einmal unerwartet, uneingeladen und unerwünscht einen Besuch abgestattet. Corned Beef und dazu Exeter Corned Beef an einen Hund zu verfüttern, überstieg ihr Fassungsvermögen:


„Exeter Corned Beef für einen hinkenden Hund mit einer kaputten Hüfte? Sylv! Wenn Du schon so etwas Abscheuliches tust und Deinen Hund mit Corned Beef fütterst, hättest Du dann nicht wenigstens irgendeines dieser namenlosen Produkte nehmen können, von denen man nicht weiß, wo sie herkommen. Musste es Exeter sein? Selbst ich, Deine liebe Tante, frag mich, wie oft ich im Jahr Corned Beef essen kann. Schau Sylv, Du arbeitest doch bei einer populären Radiostation. Viele Menschen hören Dir zu. Warum lädst Du die Leute nicht mal in unser Dorf ein, damit sie sich selbst umsehen können. Wenn sie Glück haben, dann finden sie mehr als fünf Kinder, die wissen wie das billigste Corned Beef schmeckt, ganz zu schweigen von Exeter. Und Du sitzt hier rum und verfütterst so etwas an Deinen lahmen Hund.“


Seit diesem Tag war Sylv erpressbar geworden. Wenn seine Tante ihn unerwartet, uneingeladen und unerwünscht besuchte, waren diese Besuche immer mit Bitten und Forderungen an ihn verbunden. Falls Sylv nicht sofort positiv reagierte, kam unweigerlich die Sache mit dem Corned Beef zur Sprache. Was glaube er wohl, wie es um sein Ansehen in seinem Heimatdorf bestellt sei, wenn die Leute erfahren würden, dass er Corned Beef – etwas das die Kinder in dem Dorf noch nie gegessen hätten - an seinen Hund verfütterte?



(Amma Darko: Not without Flowers, Sub-Saharan Publishers, Accra 2007, S. 223 f.)

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